Jahrhundertelang sorgten Tag- und Nachtwächter mit ihrem Spieß für Recht und Ordnung: Im Laufe der Jahrhunderte wanderte der Stab von einem diensthabenden Wächter zum nächsten, der ihn zum Zeichen seiner Amtsgewalt ständig bei sich trug.
Doch dann - es muss um die Jahrhundertwende 1900 gewesen sein - war er eines Tages verschwunden. Georg Rudolf, einer der letzten Nachtwächter von Schloßborn, hatte ihn noch zu Beginn seiner Amtszeit 1890 übergeben bekommen und vermutlich auch einige Zeit lang mit sich geführt, bis er schließlich nicht mehr zum Einsatz kam. Der Spieß galt dann einige Zeit als verschollen und wurde erst im Jahr 1930 ohne seinen Holzgriff bei Erdarbeiten auf einem Gemeindegrundstück wiedergefunden. Den Acker in der Flur Vogelherd hatte der 1921 verstorbene Nachtwächter Georg Rudolf einst gepachtet. Mittlerweile wissen wir von Nachfahren, dass er wohl auf dem Acker zu Tode kam und der Spieß in der Aufregung dort hinterlassen worden sein könnte.
Als man den Spieß wiederfand, wusste man offenbar sofort, um welchen „Schatz“ es sich handelte. So erinnerte sich der damalige Bürgermeister Johann Friedrich Marx wieder an ihn und verfasste eine Notiz, in der er die Fundumstände beschrieb und den früheren Besitzer nannte: ,,Vermutlich ist die Waffe der frühere Dorf-Spieß, der zuletzt von dem Nachtwächter Georg Rudolf getragen wurde"
Der Spieß geriet erneut über viele Jahrzehnte hinweg in Vergessenheit. Bis schließlich eine Gruppe von Heimathistorikern die historische Waffe wiederentdeckte. Groß war die Überraschung, als Ingrid Berg aus Glashütten den Dorfspieß am 13. Dezember 2011 zwischen den Aktenbündeln hervorzog.
Der Spieß, an dem noch der handgeschriebene Zettel von 1930 hin, wurde zunächst restauriert und anschließend im Heimatmuseum in einer Vitrine ausgestellt. Dort liegt er noch heute unter Glas in einer Holzschatulle auf rotem Samt.
Aus ortsgeschichtlicher Sicht handelt es sich um ein Exponat mit großer Bedeutung.